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Geschichten über Böden und Nachhaltigkeit – SQNPI

von Andrea Cavazza

Der Boden. Genau von hier sind wir ausgegangen, von einem Stück Land, das von unserem Urgroßvater Giovanni 1928 gekauft wurde und das wir im Laufe der Jahre, Weinlese für Weinlese zu unserer Berufung gemacht haben.

Mir scheint es immer noch so, als ob ich die Stimme meines Großvaters Pietro hören würde. Er und Domenico sind die Söhne des bereits erwähnten Giovannis, der den Anstoß für unsere Weingeschichte gab. Geboren 1923 ist er die 2. Generation der Familie Cavazza. Sein Bild ist in meinem Geist lebendig. Ich sehe ihn dort in seinem cremefarbenen Mercedes 240-D sitzen. Die großen verhornten Hände eines Mannes, der für lange Zeit die Erde bearbeitet hat, halten sicher das Lenkrad. Seine große runzlige Stirn ist gezeichnet von vielen Seiten der Geschichte. Wahre Geschichte, Kriege auf dem Feld. Kleine, dunkle und muntere Augen, die niemals den Blick gesenkt haben, sondern dem Verlauf der Rebenreihen vor ihnen folgten. Ich, ein kleiner Junge von 5 oder 6 Jahren, auf dem Sitz neben ihm, den Rücken gerade und den Hals gereckt, um über das Armaturenbrett zu sehen, und höre ihm zu:

Sieh nur Andrea, sieh, wie rot die Erde hier auf der Tenuta Cicogna ist! Es ist das Eisen, das sie so aussehen lässt. Weißt du, es ist nicht leicht, die Erde hier, auf den Berici-Hügeln zu bearbeiten, es sind alles Felsen. Darum müssen wir langsam fahren, damit wir niemals einen Platten bekommen, wenn ein Felsensporn vor uns auftaucht. Sieh nur … sieh die Steine sind weiß, es ist Kalkstein! Vor Millionen von Jahren gab es hier ein tropisches Meer. Und die Hügel, auf denen wir fahren, waren der Meeresboden. Es gab Fische, Muscheln, Korallen. Deshalb wird der Rotwein hier so gut. Aber das allein reicht nicht, nein nein mein Lieber. Um guten Wein zu machen, muss man den Boden pflegen! Man muss sich ihm hingebungsvoll widmen, ihn lieben und respektieren!“

Die Worte von Großvater Pietro schwingen noch immer in meinem Kopf mit und begleiten mich bei meinen Entscheidungen, die ich mit der ganzen Familie teile. Dieses Engagement für den Boden, das er an mich weitergegeben hat, zeigt sich heute in unserer Unternehmensphilosophie, die auf ökologische Nachhaltigkeit setzt. Diese Fürsorge, Liebe und dieser Respekt, von denen unser Großvater sprach, spiegeln sich in einer Reihe von Praktiken wider, die wir seit Jahren anwenden und die 2019 in der SQNPI-Zertifizierung (Italienisches Qualitätssystem für Integrierte Produktion) gipfelte, eine vom Ministerium für Land- und Forstwirtschaft anerkannten Zertifizierung für Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft, ein Projekt, mit dem ich mich hauptsächlich befasst habe.

Zu den vielen Praktiken, die bei nachhaltiger Landwirtschaft besonders sind, gehört die Bodenbewirtschaftung als einer der grundlegenden Aspekte des Agrosystems im Weinberg. Eine der Techniken, die wir bei uns in der Familie anwenden, ist so uralt wie umweltfreundlich: die Gründüngung. Die kontinuierliche Bearbeitung des Bodes ohne Pause hat negative Folgen und macht das Land „steril“. Das kahle Stück Land, aus dem die Pflanzen entfernt wurden, muss regenerieren, neue Kraft schöpfen, genährt werden, um nach etwa 2-3 Jahren mit Gründüngung bereit zu sein, neues Leben, neue Lymphe und eine neue Rebanlage aufzunehmen. Diese Technik besteht darin, verschiedene krautige Sorten auszusäen, die den Boden regenerieren können. Dabei entsteht eine gute Menge organischer Masse, die, wenn sie in der Erde belassen wird, sich zu fruchtbarem Humus wandelt. Diese Kräuter, deren Wurzeln den Boden auflockern und verbessern, schützen ihn auch bei übermäßigem Regen und, einmal zersetzt, stimulieren sie seine biologische Aktivität.

Fürsorge, Liebe und Respekt. Von Generation zu Generation und von Weinlese zu Weinlese überlieferte Bezeichnungen für eine bewusste Bewirtschaftung unserer Böden.

Wer bin ich?

Andrea, Sohn von Francesco, unserem Agronomen! Zusammen mit meinen Cousins Stefano, Elisa und Mattia führe ich die Familientradition fort, indem ich mich um die Geschäftsführung kümmere, wobei der Schwerpunkt auf der administrativen Verwaltung der Weinberge liegt.

Meine größten Leidenschaften neben Wein? Mein Sohn Giulio, meine Vespa, mit der ich gerne in den Berici-Hügeln herumfahre und dabei dieselben Wege zurücklege, wie Großvater Pietro mit seinem Mercedes 240-D!

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