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Geschichten aus dem Weinkeller

von Mattia Cavazza

Der Weinkeller, eine Arbeitsstätte durchdrungen von Erinnerungen. Erinnerungen, die besonders während der Ernte aufflammen, dem Moment des großen Spektakels und der Hektik, zwischen dem Hin und Her der Traktoren, der Anhänger voller Trauben, zwischen dem Knattern und Rauschen des Entrappers, der Pressen und Pumpen in Aktion … ein großer Gärprozess in jeder Hinsicht. Als kleiner Junge neben dem Weingut zu wohnen, war für mich, wie einen Vergnügungspark zu haben, der einen Monat lang zu jeder Tageszeit geöffnet war. Was für ein Spaß und wie aufregend war es, diese große Menge Trauben zu sehen, die gerade geerntet, nun aus dem Anhänger in den Auffangtrichter geschüttet wurden. Jedes Mal ein Nervenkitzel, wie beim Achterbahnfahren. Hier der Traktor, angekommen, gewogen, fährt auf uns zu, positioniert sich, Anhänger an die kippbare Plattform eingehakt … 3, 2, 1 … BOOM! Dort dieser Berg an Trauben, umgekippt! Und wir Kinder springen wir elektrisiert vor Freude und klatschen laut in die Hände. Dieses Geräusch der klatschenden Trauben, diese Mostspritzer auf dem Gesicht, dieses Klebrige um uns alle herum. Welsche Emotionen für ein Kind!

Die Tage während der Ernte waren sehr lang. Papa Giancarlo kam nicht vor 22 Uhr nach Hause, er musste sich um die Rotweine kümmern. Und so ließ ich mich nach dem Abendessen, wenn die anderen Kinder meines Alters bereits unter ihrer Bettdecke steckten, von Mutter Graziella in den Weinkeller begleiten. Ich liebte es abgöttisch, wie Papa die Leitern hinaufstieg, um den Rand der Bottiche zu erreichen, in denen die Rotweine fermentierten. Er kam mir ein Superheld vor. Er erklärte mir, wie man den Tresterhut, der sich während der Mazeration bildet, manuell durchstößt. Genau damals wurde meine Neugier geweckt und ich fragte ihn, ob ich auch dort hinaufsteigen durfte. Ich wollte auch diesen Hut sehen und was dort, in diesen Bottichen passierte, aus denen ein ganz leises Blubbern zu hören war, das man nur am Abend, nachdem der Lärm der Traktoren und Maschinen aufgehört hatte, wahrnehmen konnte. Und er stieg mit einem müden, aber glücklichen Blick herunter und nahm mich mit nach oben. Von dort oben betrachten wir die Welt aus einem anderen Blickwinkel. Dem Blickwinkel des Önologen, des Weinmachers, den Standpunkt desjenigen, der weiß, wie viel Arbeit und Mühe hinter einer Flasche Wein steckt. Was für ein Nervenkitzel! Ich war glücklich.

Vielleicht liebe ich es deshalb,  Rotweine zu machen. Bei der Erzeugung eines Rotweins hat man so viel Spielraum. Es gibt mehr Möglichkeiten zum Experimentieren, um dem Weinbereitungsprojekt eine eigene Note zu geben. Das beginnt schon im Weinberg mit der Pflege der Reben und endet im Fasskeller mit der Verfeinerungsphase. Und im Rotwein zeigt sich die Seele des Önologen, dort nimmst du sie tiefgründig wahr. Zumindest habe ich das Gefühl, dass ich mich dort besser ausdrücken kann. Natürlich haben auch die Weißweine ihren Charme, aber der Rote … der Rote ist für mich mit mehr Vergnügen verbunden.

Nehmen wir zum Beispiel den Fornetto, eine Cuvée, die Raum zum Experimentieren lässt. Wie der Parfümeur verschiedene Duftkomponenten auswählt, um den perfekten Duft zu kreieren, haben wir Spaß daran, den Wein aus verschiedenen roten Rebsorten zu kombinieren, um das richtige Mundgefühl zu erreichen. Der Merlot mit seiner Dichte und Fülle prägt mit schwarzem Pfeffer und der Syrah mit faszinierenden Gewürzen und machen Platz für unseren Grenache, den Tai Rosso, der mit seiner Himbeernote dem Ganzen eine größere Komplexität verleiht. Ich öffne, entkorke und gieße ihn ein, bringe ihn an meine Nase, nehme einen Schluck … was für ein Vibrieren! Ich bin glücklich!

Mattias Tipp: Probiere den Fornetto zu Bigoli mit Wildenten-Sauce und du wirst begeistert sein.

Vielen Dank an alle liebe Freunde und Kunden,

Mattia Cavazza

Wer ich bin

Ich bin Mattia, der Sohn von Giancarlo, dem Önologen! Ich gehöre zur 4. Generation der Cavazza-Familie, zusammen mit meinen Cousins Stefano, Elisa und Andrea. Ich führe die Familientradition fort und kümmere mich um die Weinbereitung. Meine größte Leidenschaft neben dem Wein? Ich liebe das Mountainbiken! Ich glaube, ich kenne jeden Pfad, jede Kehre und jede Abfahrt der Colli Berici, einer perfekten Gegend für Mountainbike-Liebhaber wie mich! Schreibe mir eine E-Mail für ein paar Tipps nicht nur zu den Weinen, sondern auch zu den Routen in unserem Territorium: mattia@cavazzawine.com. Ich habe viel im Weinkeller zu tun, aber sobald ich kann, werde ich dir antworten. Ich verspreche es!

FORNETTO

Rosso Veneto IGT

Merlot 50%, Syrah 25%, Tai Rosso 25 %

Prestigeträchtige Rebsorten wie Merlot, Syrah und Tai Rosso, handgelesen und selektioniert aus den Weingärten der Familie Cavazza in den Colli Berici. Nach Süden ausgerichtet reflektieren die kalkhaltigen Böden die Hitze und lassen die warmen Noten im Wein wieder finden. Nach der Maischegärung bekommt der Wein in 6 Monaten seinen Schliff in hartem Holz. Intensives und undurchdringliches Rubinrot, Nase würzig mit eleganter langer Struktur.

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