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Januar, Zeit für den Rebschnitt

by Andrea Cavazza

Unter einer gefrorenen Decke macht sich die schlafende Rebe im Januar kaum bemerkbar. Die kahlen, blattlosen Triebe recken sich steif in die Höhe, um einen Sonnenstrahl zu erhaschen. Die Landschaft liegt wie ausgestorben da und wirkt fast gespenstisch. Scheu flattert ein Spatz zwischen den trockenen Zweigen, in denen er sein Nest gebaut hat. Er ist auf der Suche nach Nahrung, vielleicht nach einer kleinen Traube, die bei der letzten Ernte vergessen wurde. Es ist genau in diesem Moment, in dem alles still und leblos erscheint, in dem der Weinberg für das Frühlingserwachen vorbereitet wird. Es ist Zeit für den winterlichen Rebschnitt, in Italien auch Trockenschnitt (potatura secca) genannt. Auf der Grundlage eines jahrtausendealten bäuerlichen Wissens wird das alte Holz, das im Vorjahr Früchte getragen hat, weggeschnitten, so dass nur die Triebe für die neue Saison und kleine Zapfen übrig bleiben, die dann im Folgejahr Früchte tragen werden.

Diese wichtige agronomische Routine erfordert ein tiefgreifendes Verstehen der Pflanze: nur so ist es möglich, ihr Gleichgewicht zu erhalten und einzugreifen, ohne Fehler zu begehen, die Ausdruckskraft und Leistungsfähigkeit des Rebstocks einschränken und sogar seine Lebensdauer verkürzen würden.

Mit dem Trockenschnitt werden zwei Hauptziele verfolgt: ein konstantes Gleichgewicht zwischen Quantität und Qualität des zukünftigen Leseguts gewährleisten sowie die Regenerationsfähigkeit der Rebe sicherstellen. Durch den Rebschnitt wird bereits die Anzahl der Knospen an jedem Rebstock festgelegt, was wiederum die Anzahl der zu produzierenden Trauben entscheidend beeinflusst. Eine zu hohe Produktion, im Verhältnis zum Potenzial der Pflanze und zur Fruchtbarkeit des Bodens, begünstigt nicht die Erzeugung qualitativ hochwertiger Trauben, da sie keinen ausreichenden Reifegrad aller ermöglicht. Doch auch eine zu niedrige Traubenzahl wäre ungünstig, da eine zu schnelle Reifung die Akkumulation der phenolischen Substanzen beeinträchtigen würde, die jedoch die Grundlage für die Struktur und die Farbe des Weins bilden.

Der Winterschnitt sichert außerdem die Langlebigkeit der Pflanze und ermöglicht, ihre Entwicklung an dem ihr zugewiesenen Platz in der Rebenreihe zu überwachen. Der Agronom überprüft die Entwicklung seiner Reben, und ob die Erziehungsform die am besten geeignete für die Bodenbeschaffenheit ist. Auf diese Weise wird vermieden, dass ein Übermaß an Laub die wertvolle Exposition der Trauben gegenüber den wohltuenden Sonneneinstrahlen behindert.

In einem Klima wie dem unseren – heiß und trocken im Sommer, regnerischer im Winter und im Frühjahr – sowie mit dem skelettreichen und gut durchlüfteten (kalkhaltigen) Boden sind die besten Erziehungsformen die niedrigen, die einen kurzen (und je nach Sorte manches Mal auch einen mittel-langen) Rebschnitt mit vertikaler Belaubung erfordern. Aus diesem Grund haben wir uns bei Cavazza für das Guyot entschieden, um unsere Tai Rosso-, Cabernet-, Merlot- und Syrah-Reben zu erziehen: eine Methode mit geringer Produktionsmenge und hoher Qualität.

Der Rebschnitt bei der Guyot-Erziehung sieht vor, alle Ranken der Pflanze zu entfernen, mit Ausnahme von zwei Trieben: einem langen Trieb (der Fruchtrute oder Strecker), der im Vorjahr kurz geschnitten wurde und gewachsen ist und an der die Trauben im laufenden Jahr wachsen werden; und einem kurzen, dem Zapfen, der aus zwei oder drei Knospen besteht und der Erneuerung des Holzes für das nachfolgende Jahr dient.

Im Bereich Gambellara hingegen, auf seinen Böden vulkanischen Ursprungs, auf denen wir Garganega und Durella kultivieren, wenden wir sowohl die Guyot- als auch Pergola-Methode an: letztere eine Hocherziehungs-Form mit gut verteilten Trieben auf einer mehr oder weniger geneigten Oberfläche, um die Sonnenstrahlen so gut wie möglich einzufangen und Feuchtigkeitsstagnation sowie auch eine übermäßige Wuchskraft zu vermeiden.

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